Fabelhaft schmeckt Apfelsaft


Bei s'Edis wird gemostet

Gefühlt wurde in Inneringen schon immer gemostet. In diesem Jahr war es auch mal wieder soweit: Bei Edi Metzger wurden die in diesem Jahr recht zahlreichen Mostäpfel- und Birnen zu Apfelsaft und Most verarbeitet.


Bis vor einigen Jahren war die örtliche Mostzentrale beim "Teufel-Schlosser". Im Jahr 2005 stattete der Kindergarten dem Betrieb einen Besuch ab und lernte, wie Apfelsaft entsteht.

Die Kinder waren damals ebenso interessiert wie ein damaliger Praktikant, dem wohl beim Räuber-und-Gendarm-Spielen im Kindi die entscheidende Idee zur Berufswahl kam.

Mit einer nahezu historischen Mostpresse, deren Baujahr wohl in der Vorkriegszeit liegt, nahm die Familie von Edi Metzger jetzt diese alte Tradition wieder auf.

Das Obst, das von eigenen Bäumen bzw. von denen der Verwandtschaft kommt...


... wird zunächst zermahlen, damit später den Saft besser herausgepresst werden kann.

Der Kasten der Moschde fasst die Maische von ca. 5 Kisten Obst. Ein Doppelzentner (100 kg) Obst ergibt so etwa 60 Liter Saft.

Das zerkleinerte Obst wird in Schichten...

... und groben Tüchern eingefüllt.

Der Druck wird über eine Gewindespindel ausgeübt. Wieviel Druck zusammenkommt, ist nicht bekannt. Sicherlich aber mehrere Tonnen.

Hier ist auf jeden Fall Handarbeit angesagt.

Letztlich war es aber offensichtlich doch kinderleicht.

Über ein Sieb läuft schließlich der gepresste Saft in den Eimer.

Ohne das Sieb wäre zu viele Fruchtstücke im Saft.

Der Apfelsaft wird auf 80°C erhitzt...

... und heiß in Flaschen abgefüllt. So ist der Saft gut ein Jahr haltbar.

Die Sofort-Verkostung zeigt: Man kann es trinken!

Auf den klassischen "Schtoi Moscht" muss man allerdings noch warten!

Zum Vergären werden Birnen bevorzugt. Birnen haben weniger Fruchtsäure, der Most wird somit bekömmlicher für den Magen.

Der Saft hatte ein Mostgewicht von ca. 64° Oechsle. Dies bedeutet, ein Liter Saft wiegt 64 Gramm mehr als ein Liter Wasser. Dieser Gewichtsunterschied kommt im wesentlichen vom Fruchtzucker. Aus den Oechslegraden kann man mit einer Tabelle ungefähr den späteren Alkoholgehalt nach der Gärung abschätzen. Edis Most sollte später so etwa ca. 8 % Alkohol haben.

Um ein besseres Gärergebnis (weniger Fuselstoffe) zu erreichen, wird eine Reinzuchthefe zugefügt. Die Hefe verarbeitet den Zucker vollständig zu Alkohol und Kohlendioxid, deswegen ist auch ein Gärspunt im Fass wichtig - es würde sonst platzen. Das Fass soll aber trotzdem verschlossen werden, damit Sauerstoff draußen bleibt, der die Existenz von Schimmelpilzen zulassen würde. Da der Zucker vergoren ist, wird der Most aufgrund der Fruchtsäure sauer schmecken. Es empfiehlt sich daher, süßen Apfelsaft dazuzumischen - dann schmeckt es besser und der Alkoholgehalt wird verdünnt.

Früher wie heute wurde beim Mosten alles verwertet: Die Pressreste (Trester oder schwäbisch Trebel) hat Roland Teufel als Winterfutter für Rehe abgeholt.

Nach Erzählung von älteren Leuten hat man früher nach dem Mosten den Trebel nochmals mit Wasser angesetzt und nach ein paar Tagen nochmal gepresst. Das gab dann noch einmal, wenn auch "dünneren" Most. Wichtig war wohl, dass der Trester in Holzzubern angesetzt wurde. Blechgefäße vertragen sich nicht mit der Fruchtsäure und Plastik gab es noch nicht. Most war früher "Grundnahrungsmittel" und wurde in größeren Mengen als heute getrunken, weil man keine anderen Getränke kaufen konnte - oder wollte.

Vielen Dank an Willi Gerbracht für die Fotos und Thomas Metzger für die Informationen!




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