Schuldiskussion


Genug gestritten!

Gefühlt haben wohl jetzt alle Beteiligten genug vom Streiten. Nach der Fasnet mit all ihren zugespitzten Diskussionen sollte tatsächlich wie in der Stellungnahme des Gemeinderats gefordert wieder Ruhe einkehren.

Vielleicht war der umstrittenene "Rambo"-Auftritt bei der Hettinger Fasnet doch zu etwas gut: Nämlich dafür, dass die unterschwellig schmorenden Aversionen und Animositäten zwischen oben und unten und umgekehrt sich einmal Bahn brechen konnten. Denn dass es diese gab, das war nur zu offenkundig: Bei jedem Umzug im Vorfeld der Fasnet waren die "Blicke" spürbar, harmlos-dumme Bemerkungen wurden zu Staatsaffären, dümmliche Gerüchte machten die Runde. Beiderseits, wohlgemerkt.

Die Stellungnahme der "Rambos" bzw. der "Friends of Metal" war sicherlich angebracht. Ausweislich der Bilder handelt es sich bei der Gruppe größtenteils um aktive oder gewesene Fußballer, die seit über zehn Jahren relativ viel mit Inneringern zu tun hatten und haben. In solchen Kreisen wäre es eigentlich ein probater Weg, dieses Thema mit einer kühlen Kisten Bier auszudiskutieren, und dann wäre es dann aber auch gut. Vielleicht ergibt sich hierfür auch einmal die Gelegenheit.

Natürlich stellt sich die Frage: "Musste das denn sein". Natürlich kann man die Situation so aufgreifen und pointieren. Zwingend notwendig war es allerdings nicht.

Vielleicht kam die Aktion auch deswegen in Inneringen so schlecht an, weil man sich hier mehr oder weniger stillschweigend darauf verständigt hatte, das Thema "Schule" an der Fasnet zurückhaltend zu behandeln. Damit eben das offenkundig angespannte Verhältnis nicht zusätzlich belastet wird - im Narrenblättle wurde hierauf explizit hingewiesen. Hier also das bewusste Ausklammern, dort das zugespitzte Thematisieren - es gehört wenig Fantasie dazu um zu erkennen, dass das nicht gut gehen kann.

Die Berichterstattung in der Schwäbischen Zeitung, die ja von den Rambos explizit kritisiert wird, muss man zweigeteilt sehen: Der "Vorbericht" über die Bastelarbeiten der Metallfreunde und die Berichte über den Schmotzigen und den Bürgerball kamen nicht aus der gescholtenen Redaktion, sondern von einer örtlichen SZ-Mitarbeiterin. Und eigentlich reichten bereits die beiden letztgenannten Berichte, um die Mienen der Inneringer Zeitungsleser zu verfinstern - aus den vorgenannten Gründen.

Dass die Lokalzeitung diese Steilvorlage nicht liegen lassen wollte, durfte da nicht überraschen. Nachdem in der Vergangenheit ja sogar die Terminplanung bei der Firmvorbereitung zum Anlass genommen wurde, um das ach so angespannte innerstädtische Verhältnis zu thematisieren, konnte es nicht wirklich überraschen, dass dieser Punkt aufgegriffen wurde. Und dass es kein Gesetz gibt, welches eine Zeitung zu Ausgewogenheit in ihrer Berichterstattung zwingt, dürfte nun auch bekannt sein. Die BILD-Zeitung wird schließlich auch nicht deswegen gekauft und gelesen, weil sie sich der Wahrheitsliebe verschrieben hat.

Und soviel Ehrlichkeit muss sein: Der geschundenen Inneringer Seele hat es gut getan, dass diese als Provokation verstandene Aktion mit so deutlichen Worten kommentiert wurde. Und da passte es dann auch herrlich ins Bild, dass der von der Zeitung befragte Vertreter der Rambos eben keine wohl durchdachte Stellungnahme abgegeben hat und dass von "offizieller" Seite eben keine Stellungnahme zur Sache abgegeben wurde. Natürlich hätte es die Wogen geglättet, wenn die Rambos sofort in der Form Stellung genommen hätten, wie sie es jetzt im Amtsblatt getan haben, aber wer hat so etwas schon in der Schublade liegen?

Langer Rede kurzer Sinn: Man hätte das ganze eigentlich vorhersehen und deshalb darauf verzichten können. Es war ungeschickt und nicht gut, dass es so gelaufen ist. Aber, und auch das ist wahr: Die Welt geht deswegen auch nicht unter.

Wenn die Affäre dazu dient, dass man sich allseits jetzt wieder auf das konzentriert, um was es eigentlich geht, dann soll es unter dem Strich ja recht sein.

Im Prinzip ist es ganz einfach: Nominell sind die Positionen im Gemeinderat und in der Bevölkerung immer noch weit von einander entfernt. Eine Annäherung geht hier am schnellsten, wenn sich beide Seiten bewegen. Und zwar aufeinander zu. Auf seinem Standpunkt zu verharren und darauf zu bestehen, dass sich die andere Seite dem kommentarlos anschließt - das wird wohl in beide Richtungen nicht funktionieren.

Und es wird auch nicht ausreichen, wenn sich die 13 Gemeinderäte hinter verschlossenen Türen und geheimen Klausuren mit dem Thema beschäftigen. Eine Lösung, die funktionieren soll, muss mit den Menschen entwickelt werden, die mit ihr leben müssen. Mit den Eltern, die sich wieder für die Schule engagieren sollen, wenn man denn endlich mal weiß, wo sie den stehen wird.

Drum liebe Gemeinderäte und liebe Stadtverwaltung: Führt die Diskussion bitte doch endlich dort, wo sie hingehört: Bei den Leuten!


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